Kommentiertes Vorlesungsverzeichnis

Vorlesungen

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Sprechstunden der Dozenten: siehe Aushang

Allgemeine Studienberatung: Fakultätsassistent Dietmar Koch
Mo 11-12.30; Do 10-12, Raum 214

Eventuelle Änderungen gegenüber dem Vorlesungskommentar werden aktuell angeschlagen!

Soweit nicht anders im Kommentar vermerkt, ist die Anmeldung zu den Veranstaltungen nicht erforderlich.


Vorlesungen

Bubner : Grundprobleme der ─sthetik

Di, Do 12-13; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: 24.10.

Seit alters her stehen Kunst und Philosophie in Nachbarschaft. Platon hatte daraus ein KonkurrenzverhΣltnis abgeleitet, wΣhrend der Deutsche Idealismus beide systematisch auf den Fluchtpunkt des Absoluten bezog. Die eigenstΣndige Disziplin der ─sthetik entsteht allerdings erst im 18. Jahrhundert unter den Bedingungen der Reflexion auf das Geschmacksurteil. Man darf wohl sagen, da▀ die in der Moderne stΣndig wachsende Bedeutung der ─sthetik, wofⁿr gerade das 20. Jahrhundert die deutlichsten Belege liefert, ein Epochensignum ist, das der Philosophie zu denken gibt. Die Vorlesung, die mit Hauptkategorien und leitenden Problemstellungen vertraut machen will, wird zugleich auch einen Blick auf die Theoriegeschichte werfen.

Figal : Formen des Verstehens. Zur Einfⁿhrung in die hermeneutische Philosophie

Mi 16-18; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: s. Aushang

Hermeneutisch ist eine Philosophie, die sich am Begriff des Verstehens orientiert, und das hei▀t: am Begriff eines sprachlich und geschichtlich gebundenen, perspektivischen Wissens. Mag diese Charakterisierung fⁿr eine erste Orientierung tauglich sein - was Verstehen ist, erweist sich doch erst, indem man seine verschiedenen AusprΣgungen betrachtet. Das m÷chte ich in dieser Vorlesung unter besonderer Berⁿcksichtigung von Politik und Kunst versuchen und so einfⁿhrend die Grundlinien einer hermeneutischen Philosophie entwickeln.

Frank : Die Krise der Reinholdschen Elementarphilosophie und die AnfΣnge der philosophischen Frⁿhromantik, I. Teil

Di 16-18; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: s. Aushang

Carl Leonhard Reinhold, der erfolgreichste Popularisierer der kantischen Philosophie, entwickelte 1789 eine eigene (von Kant nicht ermutigte) 'Philosophie aus oberstem Prinzip'. Dies Prinzip sollte durch Evidenz bestehen und die Wahrheit aller Folge-SΣtze sichern, die kraft ihrer logischen Beziehung zum Grundsatz ebenfalls einleuchten. An dieser Methode kamen Reinhold im Sommer 1792 Zweifel, an deren Ursprung nicht nur Schulzes "Aenensidemus", sondern vor allem EinwΣnde seiner skeptischen Schⁿler standen (vor allem Johann Benjamin Erhard und sein Kreis sowie der aus Tⁿbingen nach Jena gekommene Repetent Carl Immanuel Diez). In der Folge brach Reinhold (oder vielmehr: sein Schⁿlerkreis) mit dem Konzept einer Grundsatz- Philosophie, die im Gegenzug von Fichte weitergefⁿhrt und radikalisiert, aber auch von ihren Opponenten (darunter dem alten Kant selbst) ebenso radikal bekΣmpft wurde.
Der Titel der Vorlesung k÷nnte unprΣtenti÷ser auch hei▀en: 'Die Entwicklung des deutschen Idealismus von Kant bis Fichte'. Meine These ist aber, da▀ die Diskussion um die kantische Philosophie durch Kants unmittelbare Schⁿler und Nachfolger (von Maimon abgesehen) gar nicht in die Richtung eines (Fichteschen) absoluten Idealismus, sondern eines skeptischen Realismus gefⁿhrt wurde (das 'Seyn' - im Sinne von Existenz - bleibt au▀er dem Bewu▀tsein). Zum Spektrum dieses Skeptizismus zΣhle ich neben einigen BeitrΣgen in Niethammers "Philosophischem Journal" vor allem die frⁿhesten philosophischen Notizen H÷lderlins (und seiner Freunde) sowie Friedrich von Hardenbergs und Friedrich Schlegels.
Die Vorlesung geht ⁿber zwei Semester. Im ersten Teil (WS 1995/96) nehme ich den Faden meiner Kant-Einfⁿhrung (vom vergangenen SoSe 1995) auf und erzΣhle die Entwicklung nach, die von Kant ⁿber Jacobi, Maimon und Reinhold zur Entwicklung einer Grundsatz-Skepsis fⁿhrte (Aenesidemus, der Erhard-Kreis, die Mitarbeiter des "Philosophischen Journals"). Im zweiten Teil (SS 1996) will ich zeigen, wie die frⁿhromantische Spekulation diese Skepsis (gegen Fichte) verstΣrkte und vertiefte.

Geeignete Einfⁿhrungen:
Frederick C. Beiser, The Fate of Reason. German Philosophy from Kant to Fichte, Harvard University Press 1987;
Dieter Henrich, Der Grund im Bewu▀tsein. Untersuchungen zu H÷lderlins Denken (1794-1795), Stuttgart: Klett-Cotta 1992;
Marcelo R. Stamm, Die Reorganisation der Philosophie aus einem Prinzip, Stuttgart: Klett-Cotta (Herbst 1995);
Manfred Frank, Philosophische Grundlagen der Frⁿhromantik, in: AthenΣum. Jahrbuch fⁿr Romantik, 4. Jahrgang 1994, hg. von Ernst Behler, Jochen H÷risch und Gⁿnter Oesterle, Paderborn-Mⁿnchen-Wien-Zⁿrich 1994, 37-130.

G÷lz : Sein und Nichts? - Wege und Irrwege der neueren Ontologie (Sartre, Heidegger; N. Hartmann, Jacoby)

Mo 16-18; H÷rsaal: Alte Burse, Raum X; Beginn: 23.10.

Ontologie, die Lehre vom Sein und Seienden, gilt seit Aristoteles als philosophische Grundwissenschaft, als "erste Philosophie". Unklar blieb stets, inwieweit es sich bei der Ontologie um die Analyse der Bedeutung von fundamentalsten Grundbegriffen der Sprache (etwa der Sprache der Logik) handelt oder inwieweit ontologische Erkenntnis als Grundlage fⁿr tiefste metaphysische Erkenntnis (in bezug auf Letztes, Absolutes, G÷ttliches - vgl. Hegel) anzusehen sei.
In dieser Vorlesung sollen neben allgemeinen BegriffsklΣrungen wichtige ontologische Entwⁿrfe dieses Jahrhunderts in ihren Grundzⁿgen dargestellt und kritisch analysiert werden. Auf der einen Seite stehen Heidegger und Sartre, welche - sehr vereinfacht gesagt - ausgehend von menschlicher Seins- bzw. Existenzerfahrung ⁿber Sein und Nichtsein nachzudenken versuchten. Auf der anderen Seite stehen N. Hartmann und G. Jacoby, welche in ihren Theorien des "realen" bzw. "transzendenten" Seins - ebenfalls sehr vereinfacht gesagt - die seit Kant verbreitet herrschende Philosophie der SubjektivitΣt vollstΣndig ⁿberwinden wollten.

Zu Heidegger, Sartre, N. Hartmann vgl. Josef Speck (Hrsg.), Grundprobleme der gro▀en Philosophen (UTB), Philosophie der Gegenwart V, Philosophie der Gegenwart VI;
zu G. Jacoby : Gⁿnther Jacoby, Allgemeine Ontologie der Wirklichkeit I, II, Tⁿbingen 1993 (2.A.)

H÷ffe : Politische Philosophie - Rechtsphilosophie

Mi 11-13; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: 25.10.

Die Vorlesung behandelt Grundbegriffe und Grundprobleme der Rechtsphilosophie sowie ihre wichtigsten historischen und aktuellen Positionen. Sie wendet sich besonders an Fortgeschrittene, ist aber auch fⁿr interessierte AnfΣnger geeignet.

Literatur:
O. H÷ffe: Politische Gerechtigkeit. Grundlegung einer kritischen Philosophie von Recht und Staat, Frankfurt a.M. 1987.

Keuth : Wissenschaftstheorie I

Do 10-12; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: 26.10.

Die Vorlesung soll die Grenzen erfahrungswissenschaftlicher Erkenntnis zeigen. Untersucht werden: das Problem der Induktion und die deduktive Hypothesenprⁿfung, ErklΣrung, Prognose, die Prⁿfung von BeobachtungssΣtzen anhand von Sinneswahrnehmungen und im Zusammenhang damit der Positivismusstreit.

Schroeder-Heister : Logik I

Fr 11-13; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: 20.10.

Die Logik geh÷rt traditionell zum philosophischen FΣcherkanon. Aufgrund ihrer Fortschritte seit G. Freges "Begriffsschrift" (1879) ist ihre Bedeutung fⁿr die Philosophie gewachsen. Unbestritten ist die Logik zentrale Grundlage der Philosophie der Mathematik und der Wissenschaftstheorie der Naturwissenschaften. Aber auch fⁿr das Studium vieler anderer Bereiche der Philosophie sind Logikkenntnisse unerlΣ▀lich. (Beispiel: Ohne zu wissen, was - nach traditioneller und moderner Meinung - ein logisch gⁿltiger Schlu▀ ist, lΣ▀t sich z.B. die Unterscheidung zwischen synthetischen und analytischen Urteilen und die moderne Diskussion darⁿber kaum verstehen und verfolgen.) Themengebiete der Vorlesung sind u.a.: Formalisierung von Argumenten, Logische Symbolik, Aussagenlogik, Logische Folgerung, Formale Systeme, Quantorenlogik, Syllogistik.
Ein qualifizierter Schein wird aufgrund einer Klausur am Semesterende vergeben. Die zur Vorlesung angebotenen ▄bungen sind nicht obligatorisch, werden aber zur Vertiefung des Stoffes empfohlen.

Schroeder-Heister/Hudelmaier : Logische Grundlagen der Kⁿnstlichen Intelligenz (mit ▄bungen)

Do 14-16; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: s. Aushang

Dies ist eine Veranstaltung in der Informatik, die insbesondere die Theorie der logischen Programmierung behandelt. Interessierte Studierende der Philosophie mit Logikkenntnissen sind jedoch auch eingeladen. Programmierkenntnisse sind erwⁿnscht.
Fⁿr weitere Informationen vgl. das ausfⁿhrliche Vorlesungsverzeichnis der Fachschaft Informatik.

Wieland : Einfⁿhrung in die Metaphysik

Mo 11-13, Mi 11-12; H÷rsaal: s. Aushang; Beginn: 18.10.

Die Vorlesung gibt zunΣchst einen Einblick in die problematische Lage der Metaphysik und erlΣutert von dort aus an historischen Exemplaren verschiedene metaphysische Versuche in ihrer Reichweite und in ihren Grenzen. Diese ErlΣuterung stⁿtzt sich auf zentrale Texte der Geschichte der Metaphysik und ist zugleich um eine gewisse ⁿberblicksartige Orientierung bemⁿht. Literaturangaben in der Vorlesung.


Einfⁿhrungsveranstaltung

Koch : Einfⁿhrung in das Studium der Philosophie

Di 10-12; Alte Burse, Raum X; Beginn: 17.10.

Die Einfⁿhrungsveranstaltung dient der umfassenden Grundorientierung im Philosophiestudium. Sie ist reserviert fⁿr Erst- und Zweitsemester im Fach Philosophie. Aufgabe der Veranstaltung ist es, Kenntnisse zum Studienablauf und zur Studienorganisation zu vermitteln, grundlegende Literatur bekannt zu machen, eine Anleitung zu wissenschaftlichem Arbeiten zu geben, vor allem jedoch in geschichtlich wie systematisch bedeutsame Grundprobleme philosophischen Denkens einzufⁿhren. Dies geschieht anhand von Textauszⁿgen zentraler philosophischer Werke von Parmenides bis Wittgenstein. (Die Textauszⁿge werden ausgegeben.)


Proseminare

Bubner : Amerikanische ─sthetik des 20. Jahrhunderts

Di 16-18; Alte Burse, Raum X; Beginn: 24.10.

Begleitend zur Vorlesung wird eine AnfΣngerⁿbung veranstaltet. In einiger Distanz zu den viel betretenen Pfaden soll Aufmerksamkeit fⁿr BeitrΣge zur Σsthetischen Diskussion geweckt werden, die von der besonderen Lage amerikanischer Theoriebildung ausgehen. Originell, aber wenig beachtet ist J. Deweys Analyse "Σsthetischer Erfahrung", die schon frⁿh auf dem Boden des Pragmatismus entstand. Der Sprachphilosoph N. Goodman hat eine besondere Zeichentheorie der Kunst entwickelt. Schlie▀lich hat der Wissenschaftstheoretiker Danto in seiner SpΣtphase eine Wendung zur "Art World" unternommen. Drei Texte werden uns beschΣftigen:

J. Dewey, Art as Experience (1934); dt. Kunst als Erfahrung, Frankfurt/M 1980.
Nelson Goodman, Languages of Art (1969); dt. Sprachen der Kunst, Frankfurt/M 1995.
Arthur C. Danto, The Transfiguration of the Commonplace (1981); dt. Die VerklΣrung des Gew÷hnlichen, Frankfurt/M 1984.

Benotete Scheine nur aufgrund von Hausarbeiten.

Figal : Platon, Gorgias

Di 14-16; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: s. Aushang

Platons Dialog verhandelt das VerhΣltnis von Rhetorik und Philosophie und radikalisiert dies zu der Frage nach dem VerhΣltnis eines ruhelosen, machtgeprΣgten Lebens zu einer Lebensform, die an Einsicht und BestΣndigkeit orientiert ist. Dies alles wird markant an deutlich einander entgegengesetzten Positionen entwickelt. Der Dialog ist geeignet, in die Platonische Philosophie einzufⁿhren und dabei besonders deren politische Aspekte zur Geltung zu bringen.

Ich empfehle, mit der ▄bersetzung Friedrich Schleiermachers zu arbeiten. Griechischkenntnisse sind keine Voraussetzung.

Frank : Ernst Tugendhat/Ursula Wolf, "Logisch-semantische PropΣdeutik"

Mi 18-20; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: s. Aushang

Diese nⁿtzliche und wegen ihres didaktischen Geschicks als Einfⁿhrung fⁿr AnfΣnger(innen) geeignete PropΣdeutik wollen wir recht schulmΣ▀ig, ⁿber 14 Sitzungen verteilt, Kapitel fⁿr Kapitel diskutieren.
Teilnahmebedingung (=Qualifikation fⁿr den Erwerb eines Scheins) ist die vorherige (unterschriftliche) Verpflichtung zur Vorbereitung (auch in Gruppenarbeit) einer der 14 Sitzungen, deren Gliederung durch das Inhaltsverzeichnis des BΣndchens vorgegeben ist. Die Eintragung kann jederzeit in meinem Sekretariat vorgenommen werden.

Literatur:
Ernst Tugendhat/Ursula Wolf, "Logisch-semantische PropΣdeutik", Stuttgart: Reclam 1983.

Gessmann : Heidegger, Sein und Zeit

Di 20-22; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: s. Aushang

"Sein und Zeit" wird gemeinhin als das Hauptwerk Martin Heideggers angesehen. Schon kurz nach seinem Erscheinen 1927 war vielen Zeitgenossen klar, da▀ hier ein neues Kapitel der Philosophie aufgeschlagen wurde. Da▀ man die Frage nach dem 'Sein' radikaler stellen mu▀te, als es die Tradition der Metaphysik bislang getan hatte, mochte noch in den Rahmen bekannter ▄berbietungsstrategien einzuorden sein. Da▀ man das Sein nun aber aus dem Horizont der 'Zeit' heraus denken sollte, war unerh÷rt.
War die zeitgen÷ssische Wirkung schon gro▀, so sind die Folgen fast unabsehbar. Um nur einige zu nennen: Theologen, allen voran Bultmann, lie▀en sich von einem neuen 'Ruf in den Glauben' inspirieren, Sartre wandelte die Seinsfrage zum Problem einer authentischen Existenz, Gadamer entwickelte aus dem Ansatz einer 'Hermeneutik der FaktizitΣt' die Grundlinien einer philosophischen Hermeneutik.
In dem Kurs wird es darum gehen, einen soliden Zugang zu dem Werk zu er÷ffnen, und das hei▀t im besonderen, die Sprache Heideggers verstehen zu lernen, und mit der Sprache seine Konzeption von 'Sein' als eine Bestimmung von 'Sein und Zeit'.

Empfohlene Literatur:
Martin Heidegger: Sein und Zeit, Tⁿbingen 1984.
SekundΣrliteratur:
Gⁿnter Figal: Heidegger zur Einfⁿhrung, Hamburg 1992.
H.-G. Gadamer: Heideggers Wege, in: ders.: Gesammelte Werke, Bd. 3, Tⁿbingen 1987.
Otto P÷ggeler (Hrsg.): Heidegger. Perspektiven zur Deutung seines Werks, Weinheim 1994.

Grundmann : Einfⁿhrung in die Erkenntnistheorie II

Di 10-12; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 17.10.

Fortsetzung aus dem SS 1995. Keine Neuaufnahmen.
Ein qualifizierter Schein kann durch zwei kurze Hausarbeiten wΣhrend des Semesters erworben werden.

Grundmann/Merle : Willensfreiheit und Determinismus

Mi 10-12; Alte Burse, Raum X; Beginn: 18.10.

Das Problem der KompatibilitΣt von Willensfreiheit und Determinismus lΣ▀t sich anhand der folgenden drei miteinander unvertrΣglichen Thesen veranschaulichen:
1. Jedes physikalische Ereignis hat eine physikalische Ursache. 1a. Jede physikalische Ursache hat selber eine physikalische Ursache. 2. Es gibt freie Willensentscheidungen, die Ursachen sind, ohne selbst Wirkungen zu sein.
3. Die freien Willensentscheidungen greifen durch die von ihnen verursachten Handlungen in die physikalische Wirklichkeit ein.
Alle drei Thesen scheinen wesentliche Bestandteile unseres Selbst- und WeltverstΣndnisses zu sein. These 1 ist eine grundlegende Annahme der Naturwissenschaft. These 3 erm÷glicht es allererst, Personen fⁿr Handlungen verantwortlich zu machen. Die in These 2 behauptete Willensfreiheit scheint eine unabdingbare Voraussetzung fⁿr Recht und Moral zu sein. Ob die Willensfreiheit so definiert werden mu▀ wie in These 2, ist allerdings umstritten. Im Seminar werden wir verschiedene klassische und zeitgen÷ssische Texte zum Thema Willensfreiheit und Determinismus behandeln. Der Schwerpunkt wird dabei auf Versuche gelegt, die Willensfreiheit so zu definieren, da▀ sich das o.g. Problem der KompatibilitΣt aufl÷st. Ein Reader mit den einschlΣgigen Texten kann zu Beginn des Semesters erworben werden. Bedingung fⁿr einen qualifizierten Schein: Hausarbeit.

Einfⁿhrende Literatur:
U. Pothast, Die UnzulΣnglichkeit der Freiheitsbeweise, Frankfurt a.M. 1980 (Suhrkamp).
T. Honderich, Wie frei sind wir? Das Determinismus-Problem, ⁿbers. v. J. Schulte, Stuttgart 1995 (Reclam).

H÷ffe/Horn : Augustinus, De civitate dei

Mi 14.30-16.00; Alte Burse, Raum X; Beginn: 18.10.

Augustins De civitate dei ist fⁿr die Geschichte der Staatsphilosophie von erheblicher Bedeutung. Anders als Platon, Aristoteles und Cicero zieht Augustinus die Vorstellung grundsΣtzlich in Zweifel, Gerechtigkeit sei ein notwendiges Staatskonstituens; er setzt an ihre Stelle ein pragmatisches Konsenskriterium, wie es durchaus auch einer RΣuberbande zukommt. Im Hintergrund steht seine Konzeption eines sich erst im Jenseits erfⁿllenden Gottesreiches; diese Konzeption er÷ffnet ihm die M÷glichkeit eines bis dahin unbekannten politischen Realismus. Starke Wirkungen auf Mittelalter und Neuzeit ⁿben seine Lehre von zwei miteinander rivalisierenden 'Reichen' aus, ferner der Entwurf einer Geschichtsphilosophie, die Idee eines universalen Friedens und seine Relativierung des naturrechtlichen Standpunkts. Im Seminar sind Lateinkenntnisse willkommen, werden aber nicht vorausgesetzt. Benotete Scheine werden aufgrund eines Referats und einer schriftlichen Hausarbeit vergeben.

Text:
Augustini de civitate dei libri XXII, ed. Dombart/Kalb, 2 Bde., Stuttgart 1993 (Teubneriana).
Aurelius Augustinus, Vom Gottesstaat, ⁿbers. von W. Thimme, 2 Bde., Mⁿnchen 21985 (dtv. klassik).
(Anstelle dieser relativ teuren Ausgaben kann zu Semesterbeginn auch ein Reader erworben werden.)

Literatur:
U. Duchrow, Christenheit und Weltverantwortung. Traditionsgeschichte und systematische Struktur der Zweireichelehre, Stuttgart 21983.
W. Kamlah, Christentum und Geschichtlichkeit. Untersuchungen zur Entstehung des Christentums und zu Augustins "Bⁿrgerschaft Gottes", Stuttgart/K÷ln 21951.
J.R. Markus, Saeculum. History and Society in the Theology of St. Augustine, Cambridge 21983.
J. van Oort, Jerusalem and Babylon. A study into Augustine's City of God, Leiden 1991.

Keuth : Texte zu Descartes Erkenntnisphilosophie

Do 14-16; Alte Burse, Raum X; Beginn: 19.10.

Texte : Descartes: (1) Die Prinzipien der Philosophie, Meiner PhB 28;
(2) Regeln zur Ausrichtung der Erkenntniskraft, Meiner PhB 262b;
(3) Discours de la MΘthode (Von der Methode des richtigen Vernunftgebrauchs und der wissenschaftlichen Forschung), Meiner PhB 261.

In den "Regeln" entwirft Descartes ein frⁿhes Programm einer Einheitswissenschaft, die ihre Aussagen aus intuitiv gewissen SΣtzen ableitet. Dazu mⁿssen komplexe SΣtze auf einfache zurⁿckgefⁿhrt werden, denen "einfache Naturen", ideale GegenstΣnde, entsprechen, die unmittelbar einsichtig sind. Im "Discours" schildert Descartes eine am Modell der Mathematik und der mathematischen Naturwissenschaften entwickelte Methode und wendet sie auf Fragen der Moral, der Metaphysik und sogar auf eine Theorie des Blutkreislaufs an. In den "Prinzipien" legt Descartes (seine) Prinzipien der menschlichen Erkenntnis und der k÷rperlichen Dinge dar und belehrt uns ⁿber die sichtbare Welt und ⁿber die Erde. Die "Prinzipien" waren als umfassende Darstellung seiner Philosophie geplant, wurden aber nicht vollendet.
Zum Erwerb eines benoteten Scheines mu▀ ein Referat angefertigt werden.

Merle : Bacon, Neues Organon und Neu-Atlantis

Di 16-18; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 24.10.

Bacons (1561-1623) Neues Organon ist die erste Wissenschaftstheorie der Moderne. Er vertritt auch eine ihrer zwei Grundrichtungen. Im Gegensatz zu Descartes leistet bei Bacon die Erfahrung keine blo▀e BestΣtigung einer naturwissenschaftlichen Theorie, sondern erm÷glicht uns stΣndig neue Entdeckungen. Diese neuen Entdeckungen veranlassen zu neuen Prinzipien, die wiederum Hypothesen fⁿr neue Experimente, mithin fⁿr neue Entdeckungen sind. An die Stelle der aristotelischen Auffassung von Wissenschaft als blo▀er Verknⁿpfung von Begriffen tritt eine scientia activa, in der das Experiment im Mittelpunkt steht. Denn die Natur ist fⁿr Bacon kein unverΣnderlicher Gegenstand, sondern ein Bestand von M÷glichkeiten. Analog zu Gottes Sch÷pfung der Welt macht der Forscher diese M÷glichkeiten wirklich. Dabei mi▀t sich die Wahrheit der wissenschaftlichen Theorien an ihrem Erfolg bzw. an ihrer Fruchtbarkeit. Die Wahrheit wird "Tochter der Zeit" und kann sich Σndern. Doch wozu die Wissenschaft und diese Wahrheitstheorie? Bacons Auffassung der Wissenschaft liegt eine moralische Absicht zugrunde. Dank der sch÷pferischen Kraft der Wissenschaft kann die materielle Wohlfahrt aller Menschen gewΣhrleistet werden, ohne da▀ wir eine zwangsbefugte Sozial- und Wirtschaftsordnung in Anspruch nehmen mⁿssen. Das entsprechende Gesellschaftsmodell stellt Neu-Atlantis nicht in die Vergangenheit wie die Antike, sondern in die Zukunft bzw. in die Utopie; den Weg sieht er in der modernen Idee eines Fortschritts der Forschung. Mehr als jeder Denker der Moderne hat Bacon die tatsΣchliche Praxis der Naturwissenschaft beschrieben sowie deren Aufgabe der Gesellschaft gegenⁿber er÷rtert. Nun wird er auch heutzutage eben wegen seiner vermutlichen Umweltfeindlichkeit, Elitismus und moralischen Verantwortungslosigkeit kritisiert. Die Lektⁿre der zwei Werke soll auch diese Diskussion zu Wort kommen lassen. Benotete Scheine werden aufgrund eines Referats und einer schriftlichen Hausarbeit vergeben.

Textausgabe:
F. Bacon, Neues Organon, hg. v. W. Krohn, Hamburg 1990 (Meiner).
F. Bacon, Neu-Atlantis, hg. v. G. Bugge, hg. v. J. Klein, Stuttgart 21992 (Reclam).
SekundΣrliteratur :
W. Krohn, Francis Bacon, Mⁿnchen 1987 (Beck).
A. Quinton, Bacon, Oxford UP 21990.
E. Cassirer, Das Erkenntnisproblem in der Philosophie und Wissenschaft der neueren Zeit, Nachdr. Darmstadt 1974 (Wissenschaftliche Buchgesellschaft) 2. Bd., 4. Buch, 1. Kap.
O. H÷ffe, Moral als Preis der Moderne, Frankfurt a.M. 21993 (Suhrkamp), Kap. 4.

Mesch : Fichte, Grundlage der gesamten Wissenschaftslehre

Di 18-20; Alte Burse, Raum X; Beginn: 17.10.

Fichte zΣhlt zu den wenigen einflu▀reichen Denkern, mit denen man ⁿblicherweise bereits fertig zu sein glaubt, bevor man sich wirklich auf sie eingelassen hat. Verantwortlich ist dafⁿr wohl vor allem die au▀erordentlich wirksame Kritik Hegels an seinem Philosophieren aus GrundsΣtzen. Dies sollte jedoch nicht darⁿber hinwegtΣuschen, wieviel der Idealismus im allgemeinen und Hegel im besonderen Fichte zu verdanken haben. Denn ungeachtet seiner Fixierung auf einen fragwⁿrdigen Grundsatzgedanken dⁿrfte ihm durch seine Inanspruchnahme von IdentitΣt und Differenz als Grundkategorien des Denkens gerade im Methodischen ein Durchbruch gelungen sein, der fⁿr die Entwicklung der idealistischen Dialektik richtungsweisend werden konnte. Es lohnt sich also durchaus, Fichte zu studieren. Als Textgrundlage schlage ich die Wissenschaftslehre von 1794 vor, die trotz Fichtes spΣterer Unzufriedenheit mit ihrer Darstellung als sein Hauptwerk gelten mu▀. Zur Einfⁿhrung empfehle ich die Lektⁿre der einfⁿhrenden Abhandlung ▄ber den Begriff der Wissenschaftslehre von 1794.
Qualifikation: Hausarbeit.

Texte:
DeGruyter Bd. I.
Literatur:
Peter Rohs, J.G. Fichte, Mⁿnchen 1991 (Beck: Gro▀e Denker).
Dieter Henrich, Fichtes ursprⁿngliche Einsicht, Frankfurt a.M. 1966.
Peter Baumanns, J.G. Fichte, Freiburg 1990.

Rapp : Aristoteles, Politik

Mo 18-20; Alte Burse, Raum X; Beginn: 23.10.

Aristoteles' Schrift ⁿber die Politik ist eines der Hauptwerke der politischen Philosophie in der Antike. Sie enthΣlt neben der Auseinandersetzung mit politischen Entwⁿrfen der VorgΣnger im wesentlichen Abhandlungen zur Entstehung von Staaten, zur Unterscheidung verschiedener Herrschaftsformen, zur Hausverwaltung, zum Erwerbswesen, zur Definition des Bⁿrgers und seiner Tugenden, zum Vergleich verschiedener Verfassungsarten, ihren jeweiligen Staatsorganen und ihren spezifischen Erhaltungs- und Umsturzbedingungen, zum Glⁿck der Bⁿrger als Staatsziel, zu den Kriterien des besten Staates sowie zur bⁿrgerlichen Erziehung.
Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
Benotete Scheine werden aufgrund eines Referats und einer schriftlichen Hausarbeit vergeben.

Textausgabe :
▄bersetzungen der Aristotelischen Politik sind als Taschenbuch bei Reclam, Meiner und Rowohlt erhΣltlich, wovon besonders die letztere (DM 22,--) zu empfehlen ist.
Eine griechische Ausgabe liegt in der Reihe "Oxford Classical Texts" vor.

Sandkaulen : Schelling, Vom Ich als Princip der Philosophie (1795)

Di 18-20; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 24.10.

Mit Kants Vernunftkritik ist die Philosophie keineswegs am Ende, behauptet der junge Schelling, in Wahrheit fΣngt das Philosophieren jetzt erst richtig an. Darin steckt nicht nur ▄bermut, sondern die bohrende und immer noch bewegende Frage nach Bedingungen des Wissens, die nicht in den Umkreis des Gerichtshofes der Vernunft selbst fallen, sondern unter dem Titel des absoluten Seins ihm stets schon vorausgesetzt sind. Die ebenso reizvolle wie komplizierte Ich-Schrift er÷ffnet damit die Problemkonstellation, durch die Schellings Denken in stΣndiger Revision der je versuchten L÷sungen - jenseits eines orientierenden "Hauptwerks" also - bis zuletzt in Atem gehalten wird. Der Besuch des Seminars, das als Einfⁿhrung in die Philosophie Schellings gedacht ist, setzt Grundkenntnisse Kants unbedingt voraus. Qualifikation: Stundenprotokoll und Hausarbeit.

Ausgabe:
Schelling, AusgewΣhlte Schriften, Band I (1794-1800), Suhrkamp stw.
Literatur:
Materialien zu Schellings philosophischen AnfΣngen, hg. v. M. Frank u. G. Kurz, stw 139.
Schelling. Einfⁿhrung in seine Philosophie, hg. v. H.M. Baumgartner, 1975.
M. Boenke, Transformation des RealitΣtsbegriffs, 1990.
M. Frank, Eine Einfⁿhrung in Schellings Philosophie, 1985.
R.-P. Horstmann, Die Grenzen der Vernunft, 1991.
B. Sandkaulen-Bock, Ausgang vom Unbedingten, 1990.
X. Tilliette, Schelling, Une philosophie en devenir, 1970.

Wimmer : ReligionsphΣnomenologie

Kompaktkurs vom 9.10.-13.10.95; 9.15-12.30 Uhr und 15.15.-16.45 Uhr; Alte Burse, Konferenzraum

Im Zentrum dieses Kompaktseminars wird das grundlegende Werk zur ReligionsphΣnomenologie von William James (The Varieties of Religous Experience, dt. von E. Herms: Die Vielfalt religi÷ser Erfahrung) stehen. Aber auch die klassischen Werke Rudolf Ottos (Das Heilige), Friedrich Heilers (Das Gebet) und Heinrich Scholz' (Religionsphilosophie) werden berⁿcksichtigt. Fⁿr die Teilnahme ist die Anmeldung im Sekretariat bei Frau Ott erforderlich. Dort liegt eine Liste der Referatsthemen aus.
Qualifikation: ▄bernahme eines Referats.


Interpretationskurse

Dilcher : Kant, Kritik der reinen Vernunft II

Mo 14-16, Raum X, Beginn 16.10.

Fortsetzung vom SoSe.

Rapp : Aristoteles, Erste und Zweite Analytiken, Teil I

Mi 18-20; Alte Burse, Raum X; Beginn: 25.10.

Die Ersten Analytiken des Aristoteles formulieren eine Theorie des folgerichtigen Schlie▀ens, die sogenannte Syllogistik, die fⁿr die Entwicklung der Logik in den darauffolgenden zwei Jahrtausenden bestimmend wurde. Die Zweiten Analytiken enthalten die Wissenschaftstheorie des Aristoteles; ihr Grundbegriff ist der wissenschaftliche Beweis, in dem ein erklΣrungs- bedⁿrftiger Satz der Einzelwissenschaften auf bestimmte, evidente und den Satz begrⁿndende Voraussetzungen zurⁿckgefⁿhrt wird. In diesem Semester sollen die Zweiten Analytiken, im folgenden Seme- ster die Ersten Analytiken behandelt werden. Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
Benotete Scheine werden aufgrund eines Referats und einer schriftlichen Hausarbeit vergeben.

Texte:
Aristoteles, Lehre vom Schlu▀ oder Erste Analytik, bei Meiner, Philosophische Bibliothek.
Aristoteles, Lehre vom Beweis oder Zweite Analytik, bei Meiner, Philosophische Bibliothek.
Eine griechische Ausgabe beider Texte liegt in der Reihe "Oxford Classical Texts" vor.

Sandkaulen : Spinoza, Ethik II

Mi 16-18; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn 25.10.

Fortsetzung vom SoSe '95. Keine Neuaufnahmen.

Soldati : Wittgenstein, Tractatus Logico-Philosophicus I

Do 18-20; Alte Burse, Raum X; Beginn: 19.10.

Wittgensteins Tractatus gilt als Grundstein der analytischen Philosophie. Im Kern des Werkes steht eine Theorie darⁿber, wie die Welt beschaffen ist und wie sie durch die Sprache dargestellt wird. Der Logik kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Mit ihr soll all das ausgedrⁿckt werden, was sich ⁿberhaupt ausdrⁿcken lΣ▀t. Der Rest soll sich zeigen, ohne da▀ man darⁿber sprechen kann. Der Tractatus mⁿndet hiermit in die Mystik. Grundkenntnisse der Logik sind fⁿr ein VerstΣndnis des Werkes mehr als vorteilhaft.
Im zweiten Teil des Interpretationskurses (im SoSe '96) werden wir Wittgensteins SpΣtwerk (Philosophische Untersuchungen) studieren.
Qualifikation: Hausarbeit.


Seminare

Braun : Marx, Frⁿhe Schriften von der Dissertation bis zu den ╓konomisch- philosophischen Manuskripten (1844)

Kompaktseminar: 16.2.-18.2.1996; Fabri-Haus, Blaubeuren

Das Kompaktseminar hat Marxens frⁿhe Schriften von der Dissertation bis zu den Pariser Manuskripten zum Thema. Es werden besprochen:
1. Die Dissertation ⁿber Epikur und Demokrit
2. Die Vorarbeiten zur Diss.
3. Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie
4. Zur Judenfrage
5. Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung
6. Umrisse zu einer Kritik der National÷konomie
7. Pariser Manuskripte von 1844
Gegenstand sind Vorgeschichte und der erste Entwurf zum Hauptwerk, das zugleich Marxens Lebenswerk war: das Projekt einer Kritik der politischen ╓konomie. Der Fortschritt in der Begriffsbildung war um einen hohen Preis erkauft: die thematische EinschrΣnkung. Marx beabsichtigte, die Philosophie zu kritisieren, um sie zu ⁿberschreiten. Das ist systematisch das Zentrum des Kompaktseminars.
Lernziel ist, aus dem Blickwinkel der definitiven Position einen Einblick in den systematischen Kern der frⁿhen Schriften zu gewinnen.

Die mit Abstand beste Ausgabe ist die MEGA 2. Ausgabe (Marx/Engels Gesamtausgabe), insbesondere die zweifache Textgestaltung der Pariser Manuskripte. Da sie aber sehr teuer ist - ein Band kostet ca. 180 DM -, mu▀ ich die Leseausgabe Marx/Engels, Werke zugrunde legen. Ich empfehle:
MEW, ErgΣnzungsbd. 1.
MEW, Bd. 1.
MEW, Bd. 2.
Hinweisen m÷chte ich auf folgende BΣnde der MEGA:
MEGA, I, 1 (Diss.).
MEGA, I, 2 (Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie, Zur Judenfrage, Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung, ╓konomisch- philosophische Manuskripte).
MEGA, IV, 1 (Exzerpte und Notizen. Vorarbeiten zur Diss.).

Bubner : Texte zur ModernitΣtsdiagnose

Do 16-18; Alte Burse, Raum X; Beginn: 26.10.

Ein roter Faden, der die neuzeitliche Philosophie durchzieht, betrifft die Diagnose der ModernitΣt. Rousseau, Schiller, Hegel und Nietzsche stehen jeweils fⁿr eigentⁿmliche Versuche in dieser Richtung. Die Sozialwissenschaften haben in unserem Jahrhundert auf breiter Front das Erbe aufgenommen und variiert. GegenwΣrtig ist das philosophische Bedⁿrfnis nach einer sowohl grⁿndlichen wie auch aspektreichen Theorie der Moderne unvermindert dringend, wenngleich man nicht sagen kann, da▀ sich die Diskussion auf eine Deutung geeinigt hΣtte. Von einigen klassischen Positionen ausgehend, werden wir den heutigen Reflexionsstand erarbeiten.

Benotete Scheine nur aufgrund von Hausarbeiten oder Referaten.
Interessenten fⁿr Referate werden gebeten, sich frⁿhzeitig mit mir in Verbindung zu setzen.

Literatur zur Orientierung:
Rousseau, Abhandlung ⁿber die Wissenschaften und die Kⁿnste (Erster Diskurs, 1750).
Schiller, ▄ber die Σsthetische Erziehung des Menschen (1795), vor allem Briefe 2-9.
Hegel, PhΣnomenologie des Geistes (1807), darin: Der sich entfremdete Geist - Die Bildung (VI B, vor allem Abschnitt Ia).
Heidegger, Die Zeit des Weltbildes (1938), in: Holzwege (=GA Bd. 5).
Horkheimer/Adorno, Dialektik der AufklΣrung (1944) (=Horkheimer, Ges. Schriften Bd. 5).
Habermas, Die Moderne - ein unvollendetes Projekt (1980), in: Kleine politische Schriften I-IV (Frankfurt/M 1981).
Taylor, Ch., Das Unbehagen an der Moderne (stw).

Dilcher : Parmenides, Fragmente ⁿber das Sein

Fr 16-18, Konferenzraum, Beginn: 20.10.

Seitdem Platon ihn als "unseren Vater" bezeichnete, gilt Parmenides mit gewissem Recht als Begrⁿnder der Metaphysik und Ontologie. Ohne Zweifel bildet das parmenideische Seinsdenken (neben Heraklit) den H÷hepunkt der vorsokratischen Gedankenentfaltung. Das Seminar soll dazu dienen, am parmenideischen Lehrgedicht die Eigenart des Anfangs der Philosophie zu verdeutlichen und die m÷glichen Stellungnahmen zu diskutieren. Wir werden versuchen, uns in schrittweiser AnnΣherung den Gedanken des Parmenides nΣher zu bringen, zunΣchst durch genaue Erschliessung des schwierigen (und nur fragmentarisch erhaltenen) Textes; dann durch Einbettung in den Kontext frⁿhgriechischen Denkens sowie durch Betrachtung der weitreichenden Reaktionen auf das Seinsdenken.
Da sich viele Probleme nur am Originaltext adΣquat diskutieren lassen, sind Griechischkenntnisse erwⁿnscht, aber nicht Bedingung. Voraussetzung fⁿr einen benoteten Schein sind Referat und Hausarbeit.

Zweisprachige Textausgabe:
hg. von U. H÷lscher (Suhrkamp), Frankfurt 1986.
Kommentare:
L. Taran, Parmenides, Princeton 1965.
A. Coxon, The Fragments of Parmenides, Assen 1986.
Ebenfalls heranzuziehen ist das Parmenides-Kapitel in: U. H÷lscher, AnfΣngliches Fragen, G÷ttingen 1968.
Die immer noch ma▀gebliche (zweisprachige) Gesamtausgabe der Vorsokratiker ist:
H.Diels/W.Kranz, Die Fragmente der Vorsokratiker, 2 Bde., 61951/1952.
Preiswert und brauchbar: J. Mansfeld, Die Vorsokratiker, Stuttgart 1983.
Zur Einfⁿhrung in die Vorsokratiker-Lektⁿre: Th. Buchheim, Die Vorsokratiker, Mⁿnchen 1994.

Figal : M. Horkheimer, Th. W. Adorno: Dialektik der AufklΣrung

Do 14-16; Alte Burse, Raum X; Beginn: s. Aushang

Die "Dialektik der AufklΣrung" ist einer der gro▀en vernunftkritischen Texte dieses Jahrhunderts, ein Grundbuch zugleich fⁿr das VerstΣndnis der Philosophie seiner beiden Autoren. Nachdem das Buch inzwischen den Rang eines Klassikers bekommen hat und in der gegenwΣrtigen Variante der "Kritischen Theorie" eher mit Distanz betrachtet wird, mag es interessant sein, sich aufs neue mit ihm auseinanderzusetzen und m÷glichst unvorein- genommen nach den diagnostischen StΣrken und SchwΣchen des Horkheimer/Adornoschen Denkens zu fragen.

Die beste Ausgabe der "Dialektik der AufklΣrung" findet sich im Band 5 von Max Horkheimers "Gesammelten Schriften" (= Fischer Taschenbuch Nr. 7379). Weitere Literatur gebe ich zu Beginn des Semesters an.

Frank : Reinholds Fundamentalphilosophie und ihre Kritiker

Di 14-16; Alte Burse, Raum X; Beginn: s. Aushang

Durch die Forschungen des von Dieter Henrich geleiteten "Jena-Projekts" ist viel neues Licht auf die AnfΣnge des sog. Deutschen Idealismus gefallen. Seit mehreren Semestern habe ich darum regelmΣ▀ig Lehrveranstaltungen angeboten, die die neue Quellenlage zur Kenntnis bringen und zur gemeinsamen Aufarbeitung Anla▀ geben wollen. Vorausgesetzt wird nur die grⁿndliche Kenntnis wenigstens eines Grundtextes von Reinhold, z.B. des in Meiners Philosophischer Bibliothek (299) von Wolfgang H. Schrader 1978 hg. nachgedruckten Fundament*s* des philosophischen Wissens (1791) und von Gottlob Ernst Schulzes Aenesidemus oder ⁿber die Fundamente der von dem Herrn Professor Reinhold in Jena gelieferten Elementar-Philosophie. Nebst einer Verteidigung des Scepticismus gegen die Anma▀ungen der Vernunftkritik, 1792 (von mir neu hg. und eingeleitet, ebenfalls in Meiners Philosophischer Bibliothek, Herbst 1995). Ich empfehle den Besuch der Vorlesung, die ich absichtlich parallel fⁿhre.
Die schwer zugΣnglichen Texte, vor allem Rezensionen und Briefwechsel, um Reinholds Elementarphilosophie werden in einem Reader rechtzeitig (spΣtestens im September) zur Verfⁿgung stehen und in meinem Sekretariat (Zimmer 315) zu kaufen sein.
Teilnahmebedingung (=Qualifikation fⁿr den Erwerb eines Scheins) ist die vorherige (unterschriftliche) Verpflichtung zu ▄bernahme der Vorbereitung einer Sitzung (auch in Gruppenarbeit) anhand des Sitzungsplans, der dem Reader beiliegen wird.

HΣgler : Das Problem historischer ErklΣrungen

Kompaktseminar: n.V., s. Aushang

Nach einer verbreiteten methodologischen Auffassung sind die Naturwissenschaften nomothetisch - sie streben die Entdeckung allgemeiner Naturgesetze an -, wogegen Geisteswissenschaften, speziell die Geschichts- wissenschaft ideographisch, d.h. auf die einfⁿhlende Beschreibung des Besonderen und 'historisch Einmaligen' ausgerichtet seien; die den Geisteswissenschaften eigentⁿmliche und einzig angemessene Methode sei die des Verstehens. Wenn man davon ausgeht, da▀ es keine speziellen historischen Verlaufsgesetze gibt, scheint diese Auffassung oder die 'narrative' Konzeption Dantos fⁿr die Historiographie zunΣchst einige PlausbilitΣt zu besitzen.
Wir wollen uns im Kompaktseminar jedoch nicht nur auf die schon etwas angejahrte Kontroverse 'Verstehen oder ErklΣren' einlassen, sondern die Sache im zweiten Teil des Seminars anders anpacken: anhand ausgewΣhlter Texte von Historikern wollen wir die Frage untersuchen, was durch die historiographische Darstellung am VerstΣndnis der VorgΣnge und an der ErklΣrung der Ereignisse gewonnen wird.
Das Seminarangebot wendet sich speziell an Studentinnen und Studenten, die Geschichte als Haupt- oder Nebenfach belegt haben. Das Kompaktseminar findet voraussichtlich Anfang Februar '96 statt; der Termin fⁿr die Vorbesprechung zu Semesterbeginn wird mit der Themenliste am Schwarzen Brett ausgehΣngt werden.

H÷ffe : Platon, Politeia (I)

Mi 16-18; Alte Burse, Raum X; Beginn: 25.10.

Das auf zwei Semester angelegte Hauptseminar will mittels einer vollstΣndigen und sorgfΣltigen Lektⁿre in das zentrale Werk des 'mittleren' Platon einfⁿhren. Die wichtigsten Lehrstⁿcke der Politeia - wie die Sophistenkritik, die Gerechtigkeits-, die Tugend- und die Seelenteilungslehre, die Staats- und Bildungskonzeption, die Gegenⁿberstellung von Meinen und Wissen, die Ideen- und die Prinzipientheorie, die Gleichnisse, der Dialektikbegriff sowie die Dichterkritik - werden dabei grundlegend diskutiert und in Auseinander- setzung mit den gegenwΣrtig vertretenen Forschungspositionen er÷rtert. In diesem Zusammenhang sollen auch Gastreferenten eingeladen werden. Das Seminar wendet sich an Teilnehmer, die zu einer intensiven Mitarbeit bereit sind. Griechischkenntnisse sind vorteilhaft, aber nicht Teilnahmebedingung. Als Textgrundlage ist nach wie vor Burnets Ausgabe bei den 'Oxford Classical Texts' zu empfehlen, als ▄bersetzung immer noch Schleiermacher (am besten in der revidierten Version der 'Wissenschaftlichen Buchgesellschaft'). Benotete Scheine werden aufgrund eines Referats und einer schriftlichen Hausarbeit vergeben.

Literatur :
J. Annas: An Introduction to Plato's Republic, Oxford 1981.
A Schubert: Platon. 'Der Staat', Paderborn u.a. 1995.
N.P. White: A Companion to Plato's Republic, Oxford 1979.

Keuth : Der logische Positivismus

Mi 14-16; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 18.10.

"Logischer Positivismus", "Neopositivismus", "logischer Empirismus", "Neoempi- rismus" sind verschiedene Bezeichnungen fⁿr die Wissenschaftstheorie, die sich nach dem ersten Weltkrieg in Wien und Berlin herausbildete. Zusammen mit dem amerikanischen Pragmatismus hat sie auch die analytische Sprach- philosophie ma▀geblich beeinflu▀t.
Das Seminar wird sich zum einen mit OriginalbeitrΣgen beschΣftigen, die als deutsche ZeitschriftenaufsΣtze vorliegen und teils in englischer ▄bersetzung gesammelt wurden (1). Teils wird es sich mit spΣteren Arbeiten damals Beteiligter beschΣftigen (2), teils mit zeitgen÷ssischen Stellungnahmen zum Neopositivismus (3).

Literatur:
(1) A.J. Ayer, Logical Positivism, New York 1966.
(2) R. Carnap, Scheinprobleme in der Philosophie, Ffm 1966.
(3) R. Haller, Neopositivismus. Eine historische Einfⁿhrung in die Philosophie des Wiener Kreises, Darmstadt 1993;
(4) R. v. Mises, Positivism, New York 1951 (▄bersetzung aus dem Deutschen).
(5) G. Bergmann, The Metaphysics of Logical Positivism, Madison 1967.
Zum Erwerb eines benoteten Scheines mu▀ ein Referat angefertigt werden.

Klinger : Weibliche Kultur und Lebensphilosophie um die Jahrhundertwende (Simmel, Weber, Klages, T÷nnies u.a.)

Kompaktseminar: n.V., s. Aushang

Kommentar s. Aushang.

Kⁿmmel : Die Logik und das Paradox

Do 10-12; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 19.10.

Die klassische Logik hat zum Paradox ein ambivalentes VerhΣltnis: Auf der einen Seite wird es als 'Unm÷gliches' bzw. 'Absurdes' abgetan, um das 'Sein' und den 'Sinn' zu retten, auf der anderen Seite aber eingesehen, da▀ Paradoxien (man denke an die berⁿhmten Paradoxien des Altertums) selber logische Konstrukte sind und dem logischen Denken keineswegs nur Σu▀erlich anhaften. Seit dem 19. Jahrhundert vollzieht sich ein Umschwung von der "Scheinwelt des Paradoxons" (Hughes/Brecht) zum Paradox der Wirklichkeit bzw. des Lebens selber. Das unentrinnbar gewordene Paradox wird damit auf neue Weise zur "Herausforderung des abendlΣndischen Denkens" (Geyer/Hagenbⁿchle). Damit ist der Weg frei fⁿr eine Neubestimmung des gesamtlogischen Feldes, in dem formale Logik und Paradoxlogik (beide wurden in verschiedenen Kulturen mit unterschiedlicher Akzentuierung immer schon gepflegt) in ein komplex-komplementΣres VerhΣltnis zueinander gesetzt werden mⁿssen.

Als vorbereitende Lektⁿre wird empfohlen:
Patrick Hughes & George Brecht, Die Scheinwelt des Paradoxons. Braunschweig 1978.
Paul Geyer & Roland Hagenbⁿchle (Hrsg.), Das Paradox. Eine Herausforderung des abendlΣndischen Denkens. Stauffenberg Verlag Tⁿbingen 1992.
Wolfgang Ullrich, Grundrisse einer philosophischen Begriffsgeschichte von AmbiguitΣt. In: Archiv fⁿr Begriffsgeschichte Bd. XXXII, Bouvier Verlag Bonn 1989, S. 121-169.
Jean-Franτois Lyotard, Der Widerstreit. Mⁿnchen 1987.
Manfred Geier, Ich lⁿge immer. In: ─sthetik im Widerstreit. Zum Werk von J.-Fr. Lyotard. Hrsg. v. W. Welsch & Chr. Pries, VCH Verlagsgesellschaft Weinheim 1991.

Maluschke : Recht und Moral

Do 18-20; Alte Burse, Raum 308; Beginn: 19.10.

Das VerhΣltnis von Recht und Moral ist Σu▀erst komplex: weder die These der strikten Trennung beider SphΣren noch die ihrer prΣstabilierten Harmonie lassen sich verteidigen. Sie sind getrennt und hΣngen doch irgendwie zusammen. Welches sind die trennenden und welches die sie verbindenden Elemente? Welches sind die spezifischen Funktionen der Moral und welches die des Rechts? In welcher Weise sind die beiden Normierungen, die rechtliche und die moralische, aufeinander bezogen? Diese Fragen sollen anhand einschlΣgiger Theorien er÷rtert werden.

Literatur (in Auswahl):
Brieskorn, Norbert: Rechtsphilosophie. Grundkurs Philosophie 14, S. 69-79, Kohlhammer, Stuttgart 1990.
Bubner, R., Cramer, K., Wiehl, R. (Hrsg.): Recht und Moral, in: Neue Hefte fⁿr Philosophie 17 (1979).
Geddert, Heinrich: Recht und Moral. Zum Sinn eines alten Problems, Berlin 1984 (Schriften zur Rechtstheorie 111).
Hart, H.L.A.: Recht und Moral, G÷ttingen 1971.
Ders.: Law, Liberty and Morality, Oxford 1963.
Jung, H., Mⁿller-Dietz, H., Neumann, U. (Hrsg.): Recht und Moral, 1991.
Kaufmann, Arthur: Grundprobleme der Rechtsphilosophie, Mⁿnchen 1984, S. 191-205.
Orsi, G., Seelmann, K., Smid, S, Steinvorth, U. (Hrsg.): Recht und Moral, in: Rechtsphilosophische Hefte 1 (1993).
Pawlowski, Hans-Martin: Die Aufgabe des Richters bei der Bestimmung des VerhΣltnisses von Recht, Sittlichkeit und Moral, in: ARSP L (1964), 503-519.

Mesch : Antike Philosophie der Zeit

Fr 16-18; Alte Burse, Raum X; Beginn: 20.10.

Wenn die gegenwΣrtige Philosophie weithin glaubt, sich in entscheidenden Punkten von ihrer metaphysischen Tradition verabschieden zu mⁿssen, so liegt das nicht nur an der viel diskutierten Sprachgebundenheit unseres Denkens. Eine kaum geringere Rolle spielt die bis auf Kant zurⁿckgehende ▄berzeugung, da▀ Metaphysik im traditionellen Sinne auch deshalb nicht m÷glich sein k÷nne, weil unser Denken zeitgebunden und damit endlich sei. Wer die Triftigkeit dieser verbreiteten ▄berzeugung prⁿfen m÷chte, kommt nicht umhin, sich mit der Frage "Was ist Zeit?" auseinanderzusetzen. Als Ausgangspunkt bietet sich dafⁿr vor allem die Lektⁿre zeittheoretischer Texte der Antike an, in denen die Frage in verschiedene Richtungen verfolgt, aber noch ohne metaphysikkritische Vorentscheidungen er÷rtert wird. Wir werden uns auf die traditionsbildenden Schriften von Platon (Timaios 37c-39e), Aristoteles (Physik IV, 10-14), Plotin (Enneade III, 7) und Augustinus (Confessiones XI) konzentrieren. Je nach Interesse sind aber auch Seitenblicke zu anderen Autoren wie Seneca, Sextus Empiricus oder Boethius m÷glich. Es bietet sich an, im wesentlichen chronologisch zu verfahren. Dennoch sollte man sich bereits zu Beginn des Semesters einen ▄berblick ⁿber die zumeist recht kurzen Texte verschafft haben. Qualifikation: Hausarbeit.

Literatur:
Werner Beierwaltes, Plotin ⁿber Ewigkeit und Zeit, Frankfurt a.M. 1967.
Gernot B÷hme, Zeit und Zahl. Studien zur Zeittheorie bei Platon, Aristoteles, Leibniz und Kant, Frankfurt a.M. 1974.
J.F. Callahan, Four Views of Time in Ancient Philosophy, Cambridge Mass. 1948.
P.F. Conen, Die Zeittheorie des Aristoteles, Mⁿnchen 1964.
Kurt Flasch, Was ist Zeit? Das XI. Buch der Confessiones, Frankfurt a.M. 1993.
Karen Gloy, Studien zur Platonischen Naturphilosophie im Timaios, Wⁿrzburg 1986.

Soldati : Mentale ReprΣsentationen

Fr 14-16; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 20.10.

Nach einer weit verbreiteten Auffassung machen wir uns Bilder von Dingen in der Au▀enwelt. Diese Bilder werden "Ideen", "Begriffe" oder eben "mentale ReprΣsentationen" genannt. Ist die Metapher des Bildes wirklich angebracht? Wir wollen einige moderne Varianten der reprΣsentationellen Theorie betrachten und die Kritik daran untersuchen.

Die Mehrzahl der Texte, die wir lesen werden, befinden sich in:
Stich, S. & Warfield, T.: Mental Representation, Oxford: Blackwell 1994.
Qualifikation: Hausarbeit.

Schroeder-Heister : BestΣtigung wissenschaftlicher Theorien

Fr 9-11; Alte Burse, Raum X; Beginn: 20.10.

Der Begriff der BestΣtigung erfahrungswissenschaftlicher Theorien ist ein zentraler wissenschaftstheoretischer Begriff, der dem Theorienvergleich dient: Gut bestΣtigte Theorien wird man schlechter bestΣtigten Theorien vorziehen. An der Formulierung des BestΣtigungsbegriffs lΣ▀t sich die fundamentale Kontroverse zwischen Carnapianern und Popperianern aufrollen. Dies soll im Seminar unternommen werden. Da die induktive Logik Carnaps ein Hauptthema sein wird, werden Logikkenntnisse (im Umfang von "Logik I") vorausgesetzt. Referatthemen k÷nnen auch schon vorab vergeben werden (Tel. 294284 oder email psh@informatik.uni-tuebingen.de).

Wieland/Godmann/Schlieben-Lange : Sprache und Sprachtheorien im Mittelalter und der Renaissance

Mi 16-18; Raum: s. Aushang; Beginn: 25.10.

"Sprache" wird im mittelalterlichen Denken vor allem in drei gro▀en ZusammenhΣngen thematisch: im Kontext der artes liberales (vor allem der Grammatik), im Kontext der Logik und in dem der Theologie. Gegenⁿber der weitgehend ungeschichtlichen Sprachtheorie der Scholastik bringen Humanismus und Renaissance die Bedeutsamkeit der historisch gewachsenen Sprache zur Geltung. - Diese Themen sollen an ausgewΣhlten Beispielen in Referaten vorgestellt und er÷rtert werden.
Referatthemen sind frⁿhzeitig (am Ende des Sommersemsters oder in den ersten Feriensprechstunden) mit einem der Seminarleiter abzusprechen. Qualifizierter Schein auf Grund einer Hausarbeit.

Literatur:
J. Pinborg, Die Entwicklung der Sprachtheorie im Mittelalter, Mⁿnster 1967.
M. Dascal, D. Gerhardus, K. Lorenz, G. Meggle (Hg.), Sprachphilosophie. Philosophy of Language. La philosophie du langage, Berlin - New York 1992 (mit einschlΣgigen BeitrΣgen zur Scholastik von W.L. Gombocz und zur Renaissance von G. Nuchelmans).
J. Hennigfeld, Geschichte der Sprachphilosophie I: Antike und Mittelalter, Berlin - New York 1994.

Wimmer : Moral- und religionsphilosophische Probleme in den Romanen Dostojewskis (Teil I)

Fr 9-13, 14-16; Vorbesprechung: 26.10.95, 16.15 Uhr, Alte Burse, Konferenzraum

Das Seminar ist auf zwei Semester angelegt. Es wird die Romane 'Der Idiot' (im WS 95/96), 'Schuld und Sⁿhne' (neuer ▄bersetzungstitel 'Verbrechen und Strafe') sowie 'Die DΣmonen' (im SoSe 96) behandeln. Um die eigene Vorbereitung auf das Seminar durch die Lektⁿre der angegebenen Werke sowohl wΣhrend der vorausgehenden Semesterferien als auch noch innerhalb der Vorlesungszeit zu erm÷glichen, wird das Seminar gegen Ende des jeweiligen Semesters ziemlich kompakt an fⁿnf (im WS) bzw. an vier (im SoSe) Freitagen, jeweils von 9.15-12.30 Uhr und von 15.15-16.45 Uhr, stattfinden. Die vorgesehenen Freitage sind: 12.1., 19.1., 26.1. sowie 2.2. und 9.2.96 im WS und 21.6. und 28.6. sowie 5.7. und 12.7.96. Der Ort wird rechtzeitig am Schwarzen Brett bekanntgegeben.
Dem Seminar wird die ▄bersetzung von E.K. Rahsin zugrundegelegt, erschienen bei Piper (auch als Taschenbuch). Aber auch jede andere ▄bersetzung ist willkommen. Qualifikation: Referat oder Sitzungsprotokoll.

Wimmer : Wissenschaftstheorie und Ethik

Nach einer Einfⁿhrung in die Grundlagen der Wissenschaftstheorie werden zunΣchst die beiden Haupttypen von Wissenschaftstheorie - die analytisch- deskriptive und die konstruktiv-normative - nΣher analysiert und in ihren Ansprⁿchen kritisch beurteilt, sodann das Problem der Begrⁿndung in Wissenschaft, Wissenschaftstheorie und Ethik behandelt, des weiteren der Umfang bestimmt, in dem Wissenschaften und Wissenschaftstheorien normengeleitet sind, und schlie▀lich die Frage nach dem rationalen Fundament der Ethik gestellt.
Fⁿr einen qualifizierten Leistungsnachweis ist die ▄bernahme eines Referats oder einer Hausarbeit erforderlich.
Das Seminar findet 14-tΣglich, donnerstags vormittags (9.15-12.30 Uhr) in Raum X der Alten Burse statt. Folgende Termine sind vorgesehen: 26.10; 16. und 30.11.; 7. und 21.12.95; 11. und 25.1. sowie 8.2.96.


Oberseminare

Bubner

Oberseminar nach Vereinbarung

Figal : Oberseminar (fⁿr Doktoranden und Examenskandidaten): Hermeneutik des Bildes

Do 18-20; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: s. Aushang

Anders als die Frage nach dem Verstehen literarischer Texte ist die nach dem Verstehen bildender Kunst hermeneutisch nie zentral gewesen.
Nichtsdestoweniger gibt es eine Reihe interessanter Arbeiten, die sich mit der "Hermeneutik des Bildes" beschΣftigen. Im Seminar soll eine Auswahl von ihnen prΣsentiert und diskutiert werden. Das Seminar ist nur fⁿr Fortgeschrittene gedacht. Pers÷nliche Anmeldung ist erbeten.

Literatur : Gottfried Boehm (Hrsg.), Was ist ein Bild? Mⁿnchen ( = Wilhelm Fink Verlag) 1994.

Frank : Oberseminar fⁿr DoktorandInnen: Diskussion von Neuerscheinungen in der analytischen Ontologie

Mi 20-22.30; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: s. Aushang

H÷ffe : Fragen der internationalen politischen Gerechtigkeit

Vorbesprechung: Mittwoch, 25.10.95, 13 Uhr
Termine: 17.11.95; 15.12.95; die weiteren Termine, der Ort und die Anfangszeiten werden noch bekanntgegeben.

Das Oberseminar beginnt mit einer Er÷rterung von Kants Schrift Zum ewigen Frieden, deren Lektⁿre Voraussetzung fⁿr die Seminarteilnahme ist (vgl. neuerdings den kooperativen Kommentar: O. H÷ffe (Hrsg.): Kant. Zum ewigen Frieden, Berlin 1995, Reihe 'Klassiker auslegen'). Im Anschlu▀ daran diskutieren wir grundlegende Texte zur Theorie der internationalen Rechtsbeziehungen und internationaler Gerechtigkeitsfragen, u.a. von Bentham, Rawls, Beitz und Shue. Eine Literaturliste ist zu Semesterbeginn im Sekretariat (Zi 317) erhΣltlich. Benotete Scheine werden aufgrund eines Referats und einer schriftlichen Hausarbeit vergeben.

Keuth : Die konventionalistische Methodologie Hugo Dinglers

Mi 10-12; Alte Burse, Konferenzraum; Beginn: 18.10.

Der Konventionalismus Dinglers Σhnelt dem PoincarΘs, insofern auch Dingler die Grundbegriffe und Prinzipien physikalischer Theorien als Konventionen betrachtet. Anders als PoincarΘ will Dingler jedoch seine Setzungen als die einzig m÷glichen operativ auszeichnen. An Dinglers Operationalismus knⁿpft auch der Erlanger Konstruktivismus an.

Texte:
Hugo Dingler, AufsΣtze zur Methodik, Meiner PhB 403.
Die Ergreifung des Wirklichen, Ffm 1969, Suhrkamp Titel 6025.

Zum Erwerb eines benoteten Scheines mu▀ ein Referat angefertigt werden.

Kⁿmmel/Giel : Vorlesungen zur ─sthetik (Josef K÷nig)

Fr 18-20; Alte Burse, Raum 308; Beginn: 27.10.

Wimmer : DoktorandInnen-Seminar

n.V.


Kolloquien

Fahrenbach: Kolloquium nach Vereinbarung

Schroeder-Heister :Logik und Logikprogrammierung

n.V.


▄bungen

Schroeder-Heister : ▄bung zur Vorlesung "Logik I"

n.V.


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joerns@philosophie.uni-tuebingen.de - Stand 1. August 1995